Das eigene Glücks-Navigationssystem nutzen

Wenn ich Zeitschriften aufschlage oder ins Internet gehe, dann kommt mir eine Stimmung entgegen, die ich als „Goldgräber-„ nein, besser „Glücksgräberstimmung“ bezeichnen möchte. Glück – das neue Gold! Es wird geschürft und gesucht was das Zeug hält. Ein neuer wissenschaftlicher Zweig hat sich etabliert: die Glücksforschung, die als Forschungsgegenstand das Glück der Menschen untersucht. Da wird das Land Bhutan zitiert, das die Wirtschaftsleistung nicht in Bruttosozialprodukt sondern in Bruttosozialglück berechnet. Bei Recherchen findet man Positionen wie den Glücksminister oder den Tag des Glücks, immer gefeiert übrigens am 20. März eines Jahres. Aber auch das polierte Glück ist zu finden, das insbesondere in sozialen Medien zur Schau getragen wird und das Gefühl aufkommen lässt, andere seien glücklicher als man selber. Weiter das käufliche Glück das einher geht mit der Formel: viel Geld = viel Glück. Und das Glücksspiel, das verspricht, Glück könne einfach so passieren und dem positiven Zufall überlassen werden. Irgendwann treffe es einen dann schon. Man müsse nur fest daran glauben.    

 

Glück- nur ein Thema der Neuzeit?

Nein, sicherlich nicht. Über Glück haben sich seit jeher Menschen Gedanken gemacht. Glück im Sinne des Chinesen Lao Tse umfasste ganz einfach die Untätigkeit. Erst wenn der Mensch nicht mehr seinem Glück hinterherlaufe und Glück nicht zum erstrebenswerten Ziel mache, dann sei der Mensch glücklich.

Ist das somit gleichbedeutend, dass, wenn ich keine Erwartungen und Wünsche habe ich dann glücklich bin? Soll man sich also gar keine Ziele setzen? Irgendwie scheint das so gar nicht in unsere Zeit zu passen.

Glück wurde aber auch als erstrebenswerte Lebensweise umfasst, die von besonderer Tugendhaftig-keit oder Streben in einem religiösen Sinn oder innerhalb einer festumrissenen Gruppe beschrieben ist. Das Glück der anderen bzw. der Gemeinschaft ist auch mein Glück. Ist das wirklich so?

Oder ist Glück ein Zustand von Lust, von Spaß haben, von Schmerzfreiheit und Gesundheit und von Wohlstand wie es Epikur im 4. Jahrhundert vor Christus beschrieb? Aber wenn ich etwas anderes nie kennengelernt habe, kann ich dann diesen Glückszustand überhaupt erspüren?

 

Ein Beispiel

Auffällig ist, dass Menschen vor allem immer dann glücklicher erscheinen, wenn der Frühling naht. Wenn die Sonne scheint und die Blumen und Bäume zu blühen beginnen. Die Temperatur steigt und die dunklen Tage neigen sich dem Ende zu. Würde man die Menschen jetzt zu ihrem Empfinden befragen, würden die meisten so etwas wie Glück äußern.

Warum im Frühling? Warum nicht immer?  Eine Antwort könnte sein, dass es vorher so lange dunkel, nass und kalt war. Man hat etwas entbehrt. Jeder Sonnenschein, jedes bisschen Wärme erfüllt uns mit einem wohligen Gefühl. Vielleicht, so die weitere Vermutung, hängt dies auch mit unserer persönlichen Erwartungshaltung zusammen. Sie ist vielleicht im Frühling weniger stark ausgeprägt.

 

Die Glücksbrücke in die Gegenwart

Warum können wir uns nicht immer mit kleineren, vielleicht auch realistischeren Erwartungen zufriedengeben? Und: Ist Glück überhaupt zu erreichen? Und wenn ja, was ist dann aber überhaupt Glück? Und, ist Glück etwas, was so einfach auf einen Zukommt oder muss man dafür aktiv sein sowie das Sprichwort sagt: Jeder ist seines Glückes Schmied!? Liegt das Problem darin, dass wir erwarten glücklich zu sein. Es soll passieren, das Glück!

Viele Fragen! Lassen Sie uns einmal kurz und knapp gemeinsam darauf schauen und auf den Erfahrungen aufbauen, die ich in meiner Praxis für Psychotherapie und Seelische Gesundheit machen durfte.

Glück ist ein Gefühl

Alle Gefühle unterliegen dem eigenen GefühlsErfassungsInterpretationsSpielraum  (das Wort ist eine Eigenkreation von mir). Das Wort umfasst, dass jedes Gefühl von jeder einzelnen Person ganz unterschiedlich wahrgenommen und ganz unterschiedlich interpretiert wird. Es wird deutlich: Für jeden bedeutet Glück etwas anderes.  DAS EINE GLÜCK scheint es so gar nicht zu geben!
Aber überlegen wir weiter: Glück und Glückserleben verändern sich im Laufe des Lebens. Sich also ein Lebensziel zu setzen im Sinne von „ICH WILL GLÜCKLICH WERDEN“ ist wirklich nur bedingt tauglich. Denn welches Glück sollten wir anstreben? Insbesondere wenn es sich ja auch noch verändert?

Das heißt: wenn Glück kein Lebensziel sein kann, dann liegt das Glückserleben wohl im Augenblick. In jedem kleinen Augenblick, den ich erlebe. Nicht weil ich etwas darüber lese oder sehe (zum Beispiel das aufpolierte Glück in den sozialen Medien), sondern auf mein eigenes Erleben fokussiere. Und viele solcher Augenblicke ergeben DAS GLÜCK.  GERADE JETZT, in der Gegenwart, in unserem Erleben und Erfühlen im Moment.

Das Schöne: das Erleben in der Gegenwart beeinflusst unsere Zukunft. Wir stellen damit also auch die Weichen für die Zukunft. Eine glückliche Zukunft!

Gibt es einen Haken an der Sache?

Ja, einen Haken gibt es aber dann doch. Wenn wir ausschließlich glückliche Augenblicke erleben würden, dann könnten wir diese in unserem GefühlsErfassungsInterpretationsSpielraum (den Begriff kennen wir schon) gar nicht mehr als Glück als solches erkennen. Denn wie überall, wenn ein Über- bzw. Dauerangebot herrscht, bewerten wir das Angebot als NORMAL und IMMER VORHANDEN. Wir denken gar nicht mehr daran, dass es auch einmal nicht mehr das sein könnte. Es ist zur Grunderwartung mutiert.
Das bedeutet: (Begrenzte) unglückliche Phasen zu erleben haben auch was Gutes. Klingt verrückt, ist aber wohl so.

Aber was ist dann Glück?

Okay, sagen Sie, verstanden. Aber trotzdem drängt sich bei Ihnen die Frage auf, was ist nun Glück? Glück ist für jeden etwas anders: für den einen die 20 Minuten in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken in der Sonne, für den anderen die nächsten 100 EURO erwirtschaftet zu haben und für den dritten ein gutes Buch in Händen zu halten, um einen guten Freund zu wissen oder die gelbe Blume am Wegesrand. Eine Frage so ganz nebenbei an Sie: Was ist Glück für Sie?

Mein TIP: Treffen Sie eine Entscheidung!

Eine Voraussetzung braucht es für IHR persönliches Glück: eine Entscheidung zu treffen! Nämlich die, die schönen Dinge oder Ereignisse, und seien sie noch so klein, zu erkennen: den Flug der Bienen, den Duft der blühenden Bäume, das Lächeln meines Gegenübers. Über das Erkennen der schönen Dinge und Ereignisse findet mich das Glück. Nicht, weil ich das Glück aktiv gesucht habe, sondern weil das Glück mich gefunden hat. Weil ich in der Lage war, den kleinen Moment, der mir ein gelöstes, glückliches Gefühl vermittelt, gesehen und erkannt zu haben. Frei nach dem Motto: „Glücklich sein – eine meiner besten Entscheidungen“.

Schauen Sie dabei genau hin: Nicht glücklich werden, sondern das persönliche Glück GERADE JETZT ERKENNEN UND FÜHLEN!

ERKENNEN SIE IHR PERSÖNLICHES GLÜCK! Genießen Sie die Zeit in der Sonne oder die freien Tage, freuen Sie sich an der Wärme und das Leben in der Natur, an der Zweisamkeit, an der Gesundheit oder an der Möglichkeit, das eigene Leben kreativ zu gestalten.

Seien Sie glücklich!

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