Mit dem Zweiten sieht man besser!

Diesen Werbeslogan kennen Sie wohl alle: Mit dem Zweiten sieht man besser[1]. Und jeder weiß, was und wer im ursprünglichen Sinne damit gemeint ist.

Dennoch ist die Aussage unterschiedlich zu interpretieren. Auch im folgenden Text wird die Aussage unter einem anderen Blickwinkel betrachtet. Sie kann nämlich auch den Hinweis auf Betriebsblindheit umfassen. Nicht nur betriebsblind zu sein bezogen auf einen Betrieb oder Unternehmen. Betriebsblind kann man auch im eigenen Leben werden. Lassen Sie sich deshalb einmal auf einen ver-rückten Perspektivwechsel ein!

 

Wohltuende Routine oder Betriebsblindheit

Zunächst einmal vorweg. Betriebsblind zu sein muss nicht immer etwas Schlechtes sein. Ist eine Person betriebsblind, dann kann gleichzeitig davon ausgegangen werden, dass ihr Strukturen und Abläufe bekannt sind und sie jederzeit ganz im Sinne der Vorgaben die gestellten Aufgaben erledigt. Auf das eigene Leben bezogen kann dies bedeuten, dass alles im Griff scheint und man es sich mit hoher Zufriedenheit eingerichtet hat in seinem Leben.

In beiden Fällen würde man wohl kaum von Betriebsblindheit sprechen, sondern von wohltuender Routine, die dem Unternehmen oder dem eigenen Leben Stabilität ermöglicht.

Routine wird dann zur negativ gefühlten Betriebsblindheit, wenn Veränderungen erforderlich werden und durch die Routine bzw. den Blick aus der Routine heraus womöglich nicht als solche erkannt und sogar behindert werden.

Betriebsblind zu sein stellt eine (Be)-wertung von außen dar. Und sie erfolgt als Zuschreibung immer dann, wenn jemand Drittes oder eine Situation es (vermeintlich) erforderlich machen, Ideen und Lösungen für (notwendige) Veränderungen zu entwickeln.

Doch was ist Betriebsblindheit überhaupt?

 

Raus aus der Betriebsblindheit – Perspektivwechsel gefordert

Ein weiser Postkartenspruch fasst zusammen, was uns allen im Allgemeinen bewusst ist: Das Leben ist stetige Veränderung. Auf der anderen Seite verharren wir gerne in Situationen, die wir kennen. Auch wenn diese unangenehm sind. Wir wünschen uns zwar, daraus zu entkommen, und sind dennoch häufig nicht in der Lage, Lösungen dafür zu entwickeln. Wir verschließen sogar unbewusst zusätzlich ein Auge. Schließlich haben wir ja zwei! Die Perspektive verändern wir dadurch aber nicht.

Doch wie kann notwendiger Perspektivwechsel erfolgen, wenn doch Betriebsblindheit vorherrscht, auch im eigenen Leben?

 

Raus aus der Betriebsblindheit – Perspektivwechsel begreifen 

  • Wir haben nicht alles im Blick

Einen Perspektivwechsel vorzunehmen setzt voraus, dass wir Menschen begreifen, dass wir nicht alles im Blick haben können. Wir besitzen den allumfassenden Blick nicht, auch wenn wir davon überzeugt sind. Wir können stattdessen immer nur Ausschnitte sehen, diese lediglich einzeln zuordnen und letztendlich auch nur einzeln bewerten.

  • Der Standpunkt ist entscheidend

Zum anderen legt beim Perspektivwechsel der neue Standpunkt fest, aus welcher Richtung heraus die Betrachtung erfolgt. Der Standpunkt ist somit maßgeblich für das, was zu sehen, was und wie es zu ordnen und letztendlich wie zu bewerten ist. Ganz einfach gesprochen: Der Wechsel des Standortes ermöglicht es, anders auf unser Leben zu blicken und auch die Dinge zu erkennen, die womöglich hinter einer Wegbiegung für uns bisher im Verborgenen lagen. Kurz, aus einzelnen Ausschnitten ein umfassenderes Bild zu entwickeln.

  • Wir sehen nur das, was wir sehen wollen

Aber selbst wenn die Perspektive gewechselt wurde, ist die Sicht nicht immer eine veränderte. Unser eigener, innerer Bewertungsfilter gibt uns unbewusst vor, dass wir nur das sehen, was wir sehen wollen. Dessen müssen wir uns immer bewusst sein.

  • Der eigene Nutzen motiviert

Und letztendlich verharren wir in der alten Perspektive, wenn etwas nicht den eigenen Interessen entspricht. Wenn also ein persönlicher Nutzen nicht erkennbar ist, warum sollte dann (mit Aufwand) die Perspektive verändert werden?

Insgesamt gesehen eine ziemlich vertrackte Situation

 

Raus aus der Betriebsblindheit – Wie die Perspektive ver-rücken?   

Um sich selber zu verrücken, also ver-rückt zu sein, lohnt es zu üben, sich bewusst in eine andere Person oder Situation hinein zu versetzen. Oder anders ausgedrückt: zu lernen, in den Schuhen des anderen gehen. So können gemeinsam viele neue Sichtperspektiven erkundet werden, die zu wohlmeinenden Veränderungen beitragen.

Oder sich zu ver-rücken, indem bewusst einmal das eigene KleinKlein verlassen und damit die Gesamtsicht in den Mittelpunkt gestellt wird.  Malen Sie sich aus, wie das Leben anders verlaufen könnte und welche Maßnahmen Sie dafür ergreifen müssten. Geben Sie sich die Erlaubnis, einmal ganz anders zu denken und sich in andere Entwicklungen hineinzuträumen. Einfach ver-rückt zu sein.

Oder mutig zu sein, und die Freundin, den Freund zu fragen, wie er eine Situation sieht und bewertet, also bewusst die Sicht von außen zuzulassen. Leben Sie Mut und verbringen Sie Ihren Urlaub mal an der Nordsee, auch wenn das Mittelmeer bisher Ihr beliebtes Urlaubsziel darstellte. Kurz: Nutzen Sie das zweite Auge bewusst.

 

Raus aus der Betriebsblindheit –die eigenen Perspektive zu kennen

Alle reden vom Perspektivwechsel. Der Slogan verdeutlicht im Wortsinn: Mit dem zweiten Auge sieht man besser. Aber für was steht dann das erste? Nun, das erste Auge steht für das Wissen um die eigene Sichtweise, aus der heraus etwas betrachtet wird. Nur wenn ich um diese Sichtweise weiß, kann ich bewusst davon ab-rücken und einen Wechsel vollziehen. Schreiben Sie doch einfach mal auf, was Sie beschäftigt und was Sie davon denken, unabhängig ob im Job oder im Privaten. Oftmals merkt man schnell, dass die eigene Sichtweise für einen selber noch gar nicht durchdacht ist oder diese gar nicht in Stein und Bein gemeißelt ist. Reflektion, ohne zunächst aktiv verändern zu wollen, kann bereits helfen, die Betriebsblindheit zu minimieren.

Denken Sie daran:

Mit dem zweiten Auge sieht man besser! Mit beiden Augen alles.

[1] Werbeslogan des Zweiten Deutschen Fernsehen

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